Geisteswissenschaften

Tagungen, Workshops, Konferenzen

2015 wurde an der Fakultät für Geisteswissenschaften die Forschergruppe Ambiguität und Unterscheidung: Historisch-Kulturelle Dynamiken ins Leben gerufen (Anschubförderung: MERCUR). Auf dem Gründungsworkshop im Juni wurde die Konzeption des Projektes mit Gastwissenschaftler*innen aus Soziologie, Kunstgeschichte, Islam-, Geschichts- und Literaturwissenschaft diskutiert. An der Forschergruppe beteiligt sind Prof. Frank Becker, Prof. Barbara Buchenau, Prof. Gabriele Genge, Prof. Kader Konuk, Prof. Christoph Marx, Prof. Patricia Plummer, Prof. Benjamin Scheller und Prof. Jörg Wesche. Das Vorhaben fokussiert verschiedene Ausprägungen/Facetten von Ambiguität in Bezug auf Gender, Ethnizität und Religion in unterschiedlichen historischen, kulturellen, sozialen und nationalen Kontexten.

Fragen nach den Zusammenhängen von Geschlecht, Geschlechterrollen, Gewalt und Krieg im interkulturellen Vergleich sind derzeit von außerordentlicher Aktualität. Sie spiegeln Irritationen wieder, die Bilder und Berichte von Soldatinnen z.B. in Nordsyrien und vollverschleierten Waffenträgerinnen im sogenannten IS erzeugen. Während sich Zeithistoriker vielfach mit diesem Themenkomplex beschäftigen, ist er für das Mittelalter weitgehend unbearbeitet. Diese Forschungslücke wurde im Juli 2016 auf dem von der VW-Stiftung finanzierten interdisziplinären Symposium Gewalt, Krieg und Gender im Mittelalter in Hannover (Leitung: Prof. Amalie Fößel, Historisches Institut) diskutiert. Über politisch, kulturell und religiös unterschiedliche Räume hinweg wurden Diskurse und Konstruktionen von Gender in Kontexten von Krieg und Gewalt herausgearbeitet (4. bis 16. Jahrhundert) und die Vielfalt von Wahrnehmungen und Bewertungen analysiert, wobei Räumen, in denen christliche und islamische Kulturen aufeinandertrafen, eine besondere Rolle zukam (Tagungsband in Vorbereitung).

Proklamationen und Akte der Grenzüberschreitung/Transgression kennzeichnen bereits seit der Aufklärung die Selbstermächtigung des westlichen modernen Geschlechtssubjektes und wurden zur Leitlinie moderner Kunst, Literatur und Populärkultur. Während ästhetische Revolte und sexueller bzw. religiöser Tabubruch bis in die 1960er Jahre zum Selbstverständnis der Avantgarde gehörten, sind es in jüngerer Zeit vor allem die global agierenden Bildmedien, die sich als Akteure zu verselbständigen scheinen. Sie sind ins Visier der Kritik geraten und erschüttern die Selbstgewissheiten jener ‚Ideologie‘ der westlichen Moderne. Die Interdisziplinäre Ringvorlesung Diversityforschung der UDE suchte 2015 unter dem Thema Grenzüberschreitung und Exzess Zugänge zum Phänomen der Transgression aus transdisziplinärer und transkultureller Perspektive mit beteiligten Wissenschaftler*innen aus den Fächern Amerikanistik, Anglistik, Germanistik, Geschichte, Gestalten und Medien, Islamwissenschaft, Kunstdidaktik und Kunstwissenschaft. (Organisation: Prof. Gabriele Genge, Kunst und Kunstwissenschaft/Prof. Patricia Plummer, Anglistik; in Kooperation mit dem Prorektorat für Diversity Management und dem EKfG).

Im März 2016 fand am Institut für Germanistik die Tagung Narrative der Angst und Entgrenzung. Das globalisierte Subjekt im Spiegel der Medien statt (Dr. Corinna Schlicht, Germanistik/Dr. Christian Steltz, Regensburg; Förderung: ThyssenStiftung). Ob Krise der Weltwirtschaft oder das Attentat auf das WTC: Die hegemonialen Machtverhältnisse wurden nach dem Jahrtausendwechsel erschüttert und die Globalisierung brachte verschiedene Diskurse der Angst hervor. Sie beziehen sich auf die Veränderungen, denen sich das nachmoderne Subjekt ausgesetzt sieht und finden sich in den jeweiligen Medien als Narrative der Angst und Entgrenzung. Literatur, Film, Theater, die Pressemedien und die sozialen Netzwerke sind als Plattformen kultureller Selbstreflexion zu verstehen und standen im Fokus der Tagung (Tagungsband in Planung).

Im Juli 2016 führte die DAAD-geförderte Konferenz Brückenschläge. Deutsch-russische Germanistiken im Dialog (Prof. Jörg Wesche, Prof. Wolfgang Imo; Germanistik) im Rahmen der Germanistischen Instituts­partnerschaft in Essen Linguist*innen und Literaturwissenschaftler*innen der UDE und der Universitäten Chabarowsk, Wladiwostok und Blagoweschtschensk zusammen. Die Tagung setzte Schwerpunkte in den Bereichen Gender und Interkulturalität.