Gesellschaftswissenschaften
Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ)
Das Institut Arbeit und Qualifikation forscht interdisziplinär und international vergleichend, insbesondere auf den Gebieten Beschäftigung und Arbeitsmarkt, Sozialsysteme sowie Bildung und Erziehung. Es organisiert seine Forschung in vier Forschungsabteilungen: „Arbeitsmarkt – Integration – Mobilität“ (AIM), „Arbeitszeit und Arbeitsorganisation“ (AZAO), „Bildung und Erziehung im Strukturwandel“ (BEST) sowie „Flexibilität und Sicherheit“ (FLEX). Kennzeichnend für das Profil ist die Kombination grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung. Es bestehen umfangreiche Erfahrungen mit Auswertungen verschiedener Datensätze und der Konzeption, Durchführung und Auswertung von Befragungen sowie qualitativen Erhebungen. Das IAQ ist in nationale und internationale Forschungsnetzwerke eingebunden und führt Projekte mit Förderung nationaler und internationaler Geldgeber durch. Auf der Basis seiner vorwiegend empirisch ausgerichteten Forschung unterstützt und berät das IAQ Politik, Verwaltung, Verbände und Wirtschaft, erarbeitet wichtige Entscheidungsgrundlagen und evaluiert unterschiedliche politische und betriebliche Programme. Wissenschaftler*innen des IAQ sind Mitglied in mehreren Sachverständigenkommissionen und werden häufig zu Bundestagsanhörungen eingeladen. Geschäftsführende Direktorin des IAQ ist seit April 2016 Prof. Ute Klammer.
In dem von der DFG geförderten Projekt „Interessenvertretung in nationalen und transnationalen Handlungsräumen: Unternehmensrestrukturierung und das Problem der Interessenartikulation“ werden das Zusammenspiel und die Abstimmungsprozesse zwischen verschiedenen Institutionen und Akteuren der Interessenvertretung in internationalen Konzernen untersucht. Im ebenfalls von der DFG geförderten Projekt „Öffentliche Auftragsvergabe als neue Arena industrieller Beziehungen“ wird der Frage nachgegangen, inwieweit der Staat über Möglichkeiten verfügt, Einfluss auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten bei den beauftragten Firmen zu nehmen – etwa über die Berücksichtigung sozialer Kriterien bei der Auftragsvergabe.
Mit Förderung der EU wurden zwei Projekte zu den Themen „Precarious work and social dialogue“ – mit Kooperationspartner*innen aus Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Slowenien und Spanien sowie „Innovative Social and Employment Policies for Inclusive and Resilient Labour Markets in Europe“ (an dem Teams aus zwölf Ländern beteiligt waren) durchgeführt und abgeschlossen. Im Mittelpunkt des laufenden Verbundprojektes „Quality and innovative outcomes“ (QUINNE), das mit Projektpartner*innen aus Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Schweden, Spanien und Ungarn durchgeführt wird, steht das Zusammenspiel von Innovation, Arbeitsqualität und Beschäftigung. Ziel ist zu untersuchen, unter welchen Bedingungen und über welche Mechanismen sich Innovationsfähigkeit und Arbeitsplatzqualität wechselseitig in produktiver Weise stützen und auf diese Weise zu „mehr und besseren Jobs“ beitragen können. Das QUINNE-Projekt sowie eine von der Böckler-Stiftung geförderte Studie zum Thema „Arbeiten 4.0“ sind Teil eines im Aufbau befindlichen Forschungsschwerpunkts des IAQ zum Thema Digitalisierung und Industrie 4.0, der künftig weiter gestärkt wird.
Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren mehrere BMBF-Verbundprojekte durchgeführt. Im Jahr 2016 abgeschlossen wurde ein Forschungsprojekt zu den Arbeitsbedingungen, Kompetenzanforderungen sowie kognitiven Fähigkeiten von Beschäftigten im Bereich der Handgepäck- und Fluggastkontrollen an Flughäfen (DEFAKTOS – in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum und Ochs Consulting, Recklinghausen). Weitere laufende BMBF-Projekte widmen sich u.a. Fragen des Studienerfolgs und den Abbruchquoten von dual Studierenden sowie der Entwicklung, Erprobung und Verbreitung von Konzepten und Methoden zur Stärkung der organisationalen Gestaltungskompetenz, die geeignet sind, die psychosozialen Gesundheitsressourcen von Beschäftigten in der Metall- und Elektrobranche zu verbessern.
Forschungsergebnisse des IAQ werden sowohl in einschlägigen referierten Fachzeitschriften als auch in Monographien veröffentlicht. Zudem wird großer Wert daraufgelegt, Forschungsergebnisse auch für Praktiker*innen und Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies erfolgt über regelmäßige Pressemitteilungen sowie kurze Zusammenfassungen von Forschungsergebnissen im „IAQ-Report“ und im „IAQ-Standpunkt“. Darüber hinaus bietet das „Informationsportal Sozialpolitik aktuell“ eine umfassende Sammlung von Infografiken und Tabellen zur Sozialpolitik und sozialen Lage in Deutschland. Hier werden auch wissenschaftlich fundierte Berichte und Stellungnahmen, Gesetze und rechtliche Neuregelungen im Bereich der Sozial- und Gesellschaftspolitik tagesaktuell zugänglich gemacht. Die wissenschaftliche Expertise von IAQ-Mitgliedern dokumentiert sich im Berichtszeitraum erneut auch durch die Berufung in hochrangige Gremien der wissenschaftlichen Politikberatung: So ist Ute Klammer 2015 erneut in die Sachverständigenkommission Gleichstellung des Bundesfamilienministeriums und 2016 in den Sozialbeirat der Bundesregierung berufen worden; vom Landeswissenschaftsministerium NRW wurde sie mit der Leitung des Bereichs „Vorbeugende Sozialpolitik“ im FGW, Düsseldorf betraut. Claudia Weinkopf ist Anfang 2015 als wissenschaftliche Beraterin der Mindestlohnkommission berufen worden.