Informatik und Angewandte Kognitionswissenschaft

Die Abteilung „Informatik und Angewandte Kognitionswissenschaft“ (INKO) besteht aus zwei Lehreinheiten, die Computersysteme aus unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Methoden betrachten. In der Informatik steht die Technik im Mittelpunkt der Betrachtung, während in den Kognitionswissenschaften der Mensch im Zentrum steht. In einer Welt, in der Computer allgegenwärtig werden und sich fast unsichtbar mit der Umgebung vernetzen, ist diese duale Sicht auf Technik und Menschen, die sie nutzen, sehr wichtig. Denn moderne technische Systeme müssen nicht nur korrekt funktionieren, sie müssen auch soziale Akzeptanz erfahren.

Höhepunkte der Forschung

In dem von Prof. Maic Masuch (FG Medieninformatik) geleiteten NRW-Leuchtturmprojekt „VR-RLX – Integriertes Virtual Reality-System zur Reduktion von Angst und Sedativa in der pädiatrischen Radiologie“ wurde ein System entwickelt, um Kindern Stress und Angst bei MRT-Untersuchungen zu ersparen. Das Projekt wird durch EFRE gefördert und die Veröffentlichung der Projektarbeit wurde mit dem CHI Play Mention Award ausgezeichnet.

Die Professor*innen Norbert Fuhr (FG Informationssysteme), Nicole Krämer (FG Sozialpsychologie) und Torsten Zesch (FG Sprachtechnologie) sind am neu bewilligten DFG-Graduiertenkolleg „Wissens- und datenbasierte Personalisierung von Medizin am Point of Care“ (GRK 2535) beteiligt, in dem künstliche Intelligenz und medizinische Entscheidungsunterstützung am Beispiel des malignen Melanoms untersucht werden sollen. Der Antrag wurde zusammen mit der FH Dortmund und der Medizinischen Fakultät der UDE gestellt.

Die Fakultät hat das Thema Forschungsdatenmanagement aktiv vorangetrieben. Neben der Ausbildung von Doktorand*innen im Kontext des Graduiertenkollegs „User Centred Social Media“* wurden Projekte unter Beteiligung von Prof. Stefan Stieglitz (FG Professionelle Kommunikation in elektronischen Medien) eingeworben. Im BMBF-Projekt UNEKE wurde in Kooperation mit der RWTH Aachen ein kriteriengeleitetes Entscheidungsmodell für den Aufbau von Forschungsdateninfrastrukturen entwickelt. Zudem fördert die DFG das Projekt „sciebo Research Data Services (II)“, das in Kooperation mit der WWU Münster durchgeführt wird.

Außerdem konnte eine Vielzahl an Kooperationsprojekten der EU und des BMBF eingeworben werden. Ende 2019 wurde beispielsweise das Projekt KI-LiveS vom BMBF bewilligt. Dort kooperieren das FG Eingebettete Systeme der Informatik und das FG Verteilte Systeme aus INKO mit der Abteilung MBVT, der Medizinischen Fakultät, der Fakultät Wirtschaftswissenschaften und der TU Dortmund zu Themen der künstlichen Intelligenz (KI). Seit 2019 läuft das von der VolkswagenStiftung geförderte Projekt IMPACT. Das von Prof. Nicole Krämer geleitete Projekt untersucht in interdisziplinärer Zusammenarbeit von Psychologie, Informatik, Ethik und Rechtswissenschaft, welche Auswirkungen KI-Anwendungen wie Sprachassistenten auf zwischenmenschliche Kommunikation und Beziehungen haben.

Auch in der Industrieforschung sind Wissenschaftler*innen der Abteilung INKO in großen Projekten tätig. So wurde beispielsweise ein strategisches Abkommen geschlossen, um die Digitalisierung des Evonik-Konzerns wissenschaftlich zu begleiten. Dabei werden vier Projekte der Professor*innen Nicole Krämer, Daniel Bodemer (FG Psychologische Forschungsmethoden – Medienbasierte Wissenskonstruktion), Ulrich Hoppe (FG Kooperative und lernunterstützende Systeme) und Torben Weis (FG Verteilte Systeme) gefördert.

Preise und Auszeichnungen

Prof. Norbert Fuhr wurde zum Mitglied der im Juni 2020 neu gegründeten Academy der Special Interest Group Information Retrieval SIGIR berufen. Die SIGIR Academy ehrt Forscher*innen, die signifikante, kumulative Beiträge zur Entwicklung des Feldes Information Retrieval gezeigt haben.

Kooperationen und Internationales

Unter Leitung von Prof. Stefan Stieglitz wurde das vierjährige Projekt RISE_SMA „Social Media Analytics for Society and Crisis Communication“ im EU-Programm Horizon 2020 eingeworben. In dem Projekt werden Methoden zur Erforschung von Social-Media-Inhalten erweitert und aktuelle Phänomene untersucht. So werden bspw. zu Social Bots und den Auswirkungen von Desinformation in Zeiten von Corona Daten gesammelt und ausgewertet. Hierzu kooperieren Partner der Informatik, Wirtschaftsinformatik und Medienwissenschaft. Beteiligt sind Universitäten, Behörden und Unternehmen aus Deutschland, Norwegen, Niederlande, Brasilien, Indonesien und Australien.

Transfer und Nachhaltigkeit

In Kooperation mit dem Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW wurde eine Lösung entwickelt, um Daten sicher in der Cloud zu speichern und dort mit anderen Gruppen und Behörden zu teilen. Die Ergebnisse des unter der Leitung von Prof. Torben Weis durchgeführten SecureCloud Forschungsprojekts wurden mittlerweile an eine Ausgründung der UDE lizensiert, um die Software für den Nutzbetrieb einsatzfähig zu machen. Die Gründung des Start-Ups RheinByteSystems GmbH wurde dabei durch das BMBF Programm EXIST und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Perspektiven

Die DFG richtet Mitte 2021 die transregionale Forschungsgruppe FOR 2974 „Affective and cognitive mechanisms of specific Internetuse disorders“ neu ein. Sprecher ist Prof. Matthias Brand, Leiter des FG Allgemeine Psychologie: Kognition. An fünf Teilprojekten ist die Abteilung INKO beteiligt. Die Forschungsgruppe untersucht die Auswirkungen von Stress auf affektive und kognitive Verarbeitungsprozesse bei Internetnutzungsstörungen.