Motivforschung
Wenn Foucault darauf verweist, dass die „Dinge zu erkennen bedeute das System der Ähnlichkeiten zu enthüllen, die sie einander nahe und verbindlich werden ließen“, dann verweist er damit auf eine zutiefst menschliche Tätigkeit, die auch Gegenstand der Literatur und ihrer Erforschung ist. Davon zeugt konkret das in Kinder- und Jugendmedien immer wieder vorkommende „inhaltliche Muster“ (Christine Lubkoll) der Elternferne, das Oliver Twist, Harry Potter und andere Figuren über Genre-, Gattungs- und Mediengrenzen hinweg miteinander verbindet. Foucault bezeichnet diese Beziehungen als „Knoten in einem Netz“; den Knotenpunkten entspricht das literarische Motiv, das ein Netz von narrativen Medien konstituiert, aber ebenso durch dieses konstituiert wird. Ziele des Forschungsprojekts „Transmediale Motivik“ (Prof. Tobias Kurwinkel, Germanistik/Literaturwissenschaft) sind ein trennscharfer und operationalisierbarer Motivbegriff sowie ein Modell zur Analyse und Typologisierung von Motiven in Kinder- und Jugendmedien. Dieses Modell, ein Desiderat der Forschung, wurde 2019 in einer ersten Veröffentlichung vorgestellt und diente als Grundlage für ein Symposium an der UDE. Derzeit wird die Veröffentlichung der Ergebnisse vorbereitet (Fokusprojekt der Universität Bremen).