Forschung

In den beiden für das Salomon Ludwig Steinheim-Institut besonders bedeutenden Arbeitsgebieten der Epigraphik und der Digital Humanities konnten in den Jahren 2018 und 2019 große Forschungsprojekte begonnen oder fortgeführt werden.

Gefördert vom BMI und insbesondere durch das LEADER-Programm der EU, das sich auf innovative Projekte im ländlichen Raum richtet, werden durch das STI mehrere große Verbandsfriedhöfe in Mittelfranken erforscht. Infolge der Vertreibung der Juden aus den mittelalterlichen Städten siedelten sich jüdische Gemeinden verstärkt im ländlichen Gebiet an. Gerade in Franken entstand eine unglaubliche Fülle an kleinen Landgemeinden, die in der Frühen Neuzeit von großer Bedeutung für den gesamten umgebenden Raum waren. Zu diesen bedeutenden Gemeinden gehörten die Marktgemeinden Schnaittach, Schopfloch und Wallerstein, deren Verbandsfriedhöfe einer ganzen Region als Begräbnisstätte dienten und die nun durch das STI dokumentiert werden.

Die Ergebnisse der Dokumentation werden durch die epigraphische Datenbank epidat online ediert, die eine Entwicklung des Instituts und ein herausragendes Beispiel seiner Expertise in den Digital Humanities ist. Seit 2006 online, dient epidat der Inventarisation, Dokumentation, Edition und Präsentation jüdischer Friedhöfe und wird laufend erweitert. In digitaler Form online zugänglich sind gegenwärtig 210 digitale Editionen mit über 36.000 Grabmalen vom 11. Jahrhundert bis heute und mehr als doppelt so vielen Bilddateien. Mit zurzeit 193 Beständen liegt der Schwerpunkt auf Deutschland (darunter 119 Friedhöfe in NRW), dazu kommen Bestände aus Lettland, den Niederlanden und der Tschechischen Republik. Epidat gewährleistet den verlässlichen, schnellen, weltweiten Zugang zu den Korpora und ermöglicht u.a. die Volltextsuche im hebräischen wie im deutschen Inschriftentext.

Einen Eindruck von der inhaltlichen Vielfalt der Arbeit des Instituts vermittelt auch ein Blick auf die beiden letzten Jahrgänge der Institutszeitschrift Kalonymos. Neben Forschungsberichten und Beiträgen zu aktuellen Auseinandersetzungen finden sich hier biographische Skizzen, Kontinente umspannende Familiengeschichten, neue Erkenntnisse zu historischen Institutionen der Jüdischen Wohlfahrt wie Aufsätze zur wechselvollen Geschichte des Rabbinerhauses neben der Alten Synagoge Essen, in dem sich seit 2011 die Arbeitsräume des Instituts befinden.