Kulturwissenschaftlich fundierte Gegenwartsanalysen
Das KWI hat sich das Ziel gesetzt, kulturwissenschaftlich fundierte Gegenwartsanalysen zu liefern und diese sowohl in kollaborative Forschungszusammenhänge als auch in aktuelle Debatten einzubringen. Es erscheint uns wichtig, die Situation geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlicher Forschung im deutschen und globalen Wissenschaftssystem epistemisch und institutionell zu reflektieren. Die Verpflichtung, ausgezeichnete Forschung anzusiedeln, bedeutet für uns auch, als Forum für kultur- und wissenschaftspolitische Debatten bereit zu stehen. Debatten, die im Ruhrgebiet beginnen können, aber nicht nur die Region betreffen: Welche Folgen haben Bewerbungen für Olympische Spiele, und kann man durch die Ansiedlung von Kreativ-Industrien in der Metropolen-Liga mitspielen? Wie unterstützt man die Mobilität von Erstakademiker*innen? Brauchen wir mehr geisteswissenschaftliche Exzellenz-Cluster in NRW? Wie lässt sich das eingespielte Kirchturmdenken zwischen Rhein und Ruhr so überwinden, dass in der dichtesten deutschen Hochschullandschaft neue Förderinstrumente für die Geistes- und Kulturwissenschaften entstehen?
Seit April 2018 haben wir am KWI auch für das Stadtpublikum neue Themen und Formate angeboten. Mit der Konjunktur des popularisierenden Erzählens befasste sich die Podiumsdiskussion „Relotius Reloaded? Die Grenzen des Storytelling in Journalismus, Literatur und Wissenschaft“ im Februar 2019; ein Symposium im September 2019 widmete sich der Frage „Wie viel Erzählen brauchen die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften?“. In den Reihen „Kleine Gefühle“, „Mittelmaß“ und „Das große Ganze“ wurden verschiedene kulturwissenschaftliche Ansätze neu kombiniert; im Oktober 2019 diskutierte eine Runde unter dem Titel „Arm, aber erbaulich? Zur fotografischen Praxis Sebastiāo Salgados“ über den aktuellen Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels. Anlässlich von Neuerscheinungen lädt das KWI regelmäßig Wissenschaftler*innen ein, ihre Publikationen mit der Öffentlichkeit zu diskutieren. Der Historiker Prof. Jörn Leonhard sprach über seine Studie „Der überforderte Frieden. Versailles und die Welt 1918-1923“. Im Oktober 2019 stellte Prof. Jill Lepore, die in Harvard lehrende Historikerin und Autorin des Magazins The New Yorker, ihr hochgelobtes Buch „Diese Wahrheiten. Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika“ vor. Jill Lepores Vortrag markierte den Auftakt ihrer nur wenige Stationen umfassenden Lesereise in Deutschland.