Forschung

Die Zusammenarbeit von 55 Mitgliedern aus sieben verschiedenen Fakultäten, einschließlich der Medizin, prägt die fachübergreifende intersektionale Forschung des Kollegs, die zusätzlich zu Geschlecht weitere Kategorien wie beispielsweise sozioökonomische Situation, ethnische Herkunft, Bildungshintergrund oder Alter berücksichtigt. Die Forschungsexpertise der Mitglieder wird in drei interdisziplinären Themenclustern zu zentralen gesellschaftlichen Fragen gebündelt. Sie bieten zugleich universitätsweit Anknüpfungspunkte für gemeinsame Projektvorhaben:

Biomedizinische Forschung und klinische Medizin

In diesem Cluster verorten sich Projekte zur experimentellen Tumorforschung, zur medizinischen Psychologie und Verhaltensimmunbiologie (Schmerz, Stress, Krankheitsverarbeitung), zur Molekulargenetik (Adipositas und Essstörungen) sowie zur Bedeutung von Geschlechterunterschieden für differenzierte diagnostische und therapeutische Verfahren. Im Berichtszeitraum besonders hervorzuheben sind die DFG-Teilprojekte TP A10 „From Pavlov to pain: extinction learning in visceral pain“ (2017–2021) und TP A12 „The impact of inflammation on the extinction of pain-related fear in humans“ im SFB 1280 Extinction Learning (2017–2021) sowie das DFG-Projekt „Effekte von negativer Stimmung und systemischer Entzündung auf die viszerale Schmerz­wahrnehmung und Schmerzverarbeitung“. In Anerkennung der hochkarätig publizierten Forschungsarbeiten der Netzwerkprofessur „Molekulargenetik von Adipositas und Essstörungen unter Berücksichtigung von geschlechtsspezifischen Aspekten“ unterstützt die Medizinische Fakultät die Netzwerkprofessur und damit ein bundesweit sichtbares Alleinstellungsmerkmal im Bereich der molekulargenetischen Forschung für weitere drei Jahre (2019–2021). Zu weiteren Aktivitäten des Clusters 2018–2019 gehört die öffentliche Vortragsreihe „Geschlechteraspekte in biomedizinischer Forschung und klinischer Medizin“ und die erfolgreiche Implementierung von „GenderMedizin“ als Wahlfach in die Lehre.

Handlungsstrategien | Machtstrukturen

Der Schwerpunkt der Forschungstätigkeiten in diesem Cluster liegt auf der Untersuchung von Handlungsstrategien sowie der Analyse gesellschaftlicher Machtstrukturen in historischer, kultureller und intersektionaler Perspektive.

Im Berichtszeitraum besonders herauszustellen sind die DFG-Projekte „Female Employment Patterns, Fertility, Labor Market Reforms, and Firms“ (2019–2021) sowie „Die ambivalente Bedeutung betrieblicher Strukturen für die Erklärung sozialer Ungleichheit zwischen Frauen und Männern – Analysen mit dem SOEP-LEE“ (2016–2018). Erwähnenswert sind ferner das HBS-Projekt „Comparable Worth: Blinde Flecken in der Ursachenanalyse des Gender Pay Gaps“ (2015–2018), das Projekt “Outsourcing of Domestic Labour. Survey Module included in the GESIS Panel” (2017–2019) und die im Rahmen des MIWF-NRW-Projekts „Gender Report 2019: Geschlechter(un)gerechtigkeit an nordrhein-westfälischen Hochschulen“ (2017–2019) vorgenommenen Untersuchungen.

Im Publikationsprojekt der Study Group “The Politics of Fiscal Welfare Markets” am Hanse-Wissenschaftskolleg (2016–2018) findet die Geschlechterdimension von Wohlfahrtsmärkten Berücksichtigung. Die Projekte “A Model of Distribution for Austria” (2019–2020) und “Digitalisierung und Ungleichheit“ (2019) untersuchen Verteilungsfragen. Am BMBF-Verbund „Gesundheitliche Grundbildung (Health Literacy) im Kindes- und Jugendalter als Ziel von Gesundheitsförderung und Primärprävention“ (2018–2021) ist das EKfG mit einem Teilprojekt zur Geschlechteranalyse beteiligt.

Wahrnehmung | Repräsentation | Sichtbarkeit

Das dritte Cluster bündelt Forschungsansätze, die genderspezifische Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Wahrnehmung, Repräsentation und (Un-)Sichtbarkeit der Geschlechter in Sprache und Bildern, u.a. in Literatur, Kunst und Sprache sowie in Gesellschaft, Medien und Politik, wissenschaftlich bearbeiten. Das interdisziplinäre Cluster verbindet historische mit gegenwartsbezogener Forschung, die häufig eine interkulturelle Perspektive beinhaltet.

Im Berichtszeitraum besonders zu erwähnen sind die Beteiligung an der 2018 bewilligten Forschungsgruppe „Ambiguität und Unterscheidung. Historisch-kulturelle Dynamiken“ mit dem EKfG als kooperierender Institution. Die gemeinsame Vortragsreihe im Wintersemester 2019/2020 führte in Fragestellungen rund um die Themen geschlechtliche Ambiguität, (Trans-)Gender und Drittes Geschlecht ein. Im Rahmen des Graduiertenkollegs zu querschnittlichen Fragen der Lehrerbildung sowie Schul- und Unterrichtsentwicklung (2019–2022) beschäftigt sich das Teilprojekt „Religion, Armut und Migration in Schulen: Grundlagen einer armutssensiblen Religionspädagogik der Vielfalt“ mit dem Umgang von Schulen mit sozial prekären Lebenslagen. Zu erwähnen ist ferner die vom Land NRW geförderte Untersuchung „Gleichstellungsbezogene Handlungsorientierungen und Handlungsweisen von ProfessorInnen vor dem Hintergrund gleichstellungspolitischer Regelungen“ (2015–2018).