Urbane Systeme
Lehr- und Ausbildungsprogramme
Das stadtbezogene Lehr- und Ausbildungsangebot integriert alle Ebenen der akademischen Ausbildung: Es werden sowohl zahlreiche Bachelorstudiengänge mit urbanem Bezug als auch eine Vielzahl von interdisziplinären Masterstudiengängen sowie strukturierte Promotionsprogramme (ARUS und Fortschrittkolleg „FUTURE WATER“ (Beschreibung siehe unten) angeboten.
Abgesehen von den bereits seit Langem etablierten und vom ZWU und ZLV koordinierten wasser-, logistik- und verkehrsbezogenen Masterstudiengängen, sind in diesem Zusammenhang vor allem die zum Wintersemester 2011/12 eingeführten und vom Profilschwerpunkt „Urbane Systeme“ koordinierten Masterstudiengänge „Sustainable Urban Technology“ und „Urbane Kultur, Gesellschaft und Raum“ herauszustellen. Diese sind eng miteinander verknüpft: Bereits frühzeitig werden die Studierenden über die gemeinsame Teilnahme an allen Pflichtmodulen damit vertraut gemacht, interdisziplinär zu arbeiten und transdisziplinär nach Lösungsansätzen für urbane Herausforderungen zu suchen. Das interdisziplinäre Profil des Masterstudiengangs „Sustainable Urban Technologies“ befähigt zu selbständiger beruflicher Tätigkeit auf den Gebieten der städtischen Umweltanalyse, der Infrastrukturplanung, der städtebaulichen Planung, der strategischen Entwicklungsplanung städtischer Räume und zu vergleichbaren Berufsfeldern, die im komplexen städtischen System zu verorten sind. Das interdisziplinäre Profil des Masterstudiengangs „Urbane Kultur, Gesellschaft und Raum“ befähigt demgegenüber zu selbstständiger beruflicher Tätigkeit auf den Gebieten des städtischen Kulturmanagements, der stadtbezogenen strategischen Entwicklungsplanung mit Schwerpunkt auf den Gebieten ‚Image‘, ‚Identität‘, Stadtmarketing und in den Bereichen Bildung, Innovation, Integration. Beide Masterstudiengänge reagieren mit diesem Profil auf den Bedarf an breit ausgebildeten Expert*innen für den urbanen Raum, die zur effektiven interdisziplinären Zusammenarbeit in der Berufswelt wie in der Forschung in der Lage sind. Mittlerweile wurde zum Wintersemester 2015/16 die fünfte Kohorte zugelassen. Seit Einführung der Studiengänge bewerben sich auf die 40 pro Jahr zur Verfügung stehenden Plätze durchschnittlich ca. 100 Studierende aus mehr als 15 Nationen.
ARUS – Advanced Research in Urban Systems
Seit 2010 bietet der Profilschwerpunkt zudem das internationale interdisziplinäre Promotionsprogramm „Advanced Research in Urban Systems“ (ARUS) an, das bis 2014 mit Mitteln des BMBF vom DAAD unterstützt wurde. Gegenwärtig forschen in deutscher und englischer Sprache 24 Doktorand*innen aus 13 Ländern an zentralen urbanen Themen, deren fachliche Spannweite von planungswissenschaftlichen über technik- und naturwissenschaftliche bis hin zu geistes- und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen, Methoden und Theorien reicht. Der Erfolg dieses Programms wird messbar an der hohen Anzahl der bereits abgeschlossenen Dissertation seit 2010: Bis Dezember 2015 haben zehn Promovierende mit einer durchschnittlichen Promotionszeit von dreieinhalb Jahren ihre Dissertationen erfolgreich abgeschlossen. Das Themen- und Fächerspektrum reicht dabei von der Literaturwissenschaft über die Stadtgeographie, Kommunikationswissenschaft und Politikwissenschaft bis zur Stadtplanung, wobei die meisten Arbeiten interdisziplinär angelegt waren und jeweils von Kolleg*innen verschiedener Fakultäten betreut wurden.
Fortschrittskolleg FUTURE WATER
Seit Mitte 2014 fördert das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW das strukturierte Promotionsprogramm. Die Sicherstellung einer nachhaltigen urbanen Wasserwirtschaft dient als Leitmotiv für zwölf sehr unterschiedliche inter- und transdisziplinäre Promotionsprojekte, die sich schwerpunktmäßig mit den Herausforderungen eines urbanen Umfelds für die Ressource Wasser beschäftigen. Sozial- und kulturwissenschaftliche Fragen werden ebenso angegangen wie Fragen der Quartiersentwicklung, regulatorische Aspekte, aber auch Anpassungen unserer wasserwirtschaftlichen Anlagen an die Bedingungen einer zunehmenden Nutzung sowie mögliche Folgen solcher Eingriffe für Mensch und Umwelt. Der sehr starke Praxisbezug wird durch Mentor*innen aus Unternehmen, Verbänden und Behörden gewährleistet und die interdisziplinäre Ausrichtung durch ein Betreuerteam aus unterschiedlichen Fachgebieten sichergestellt.
Neben sechs Arbeitsgruppen aus drei Fakultäten der Universität Duisburg-Essen (Biologie, Chemie, Ingenieurwissenschaften) sind die Ruhr-Universität Bochum mit zwei Arbeitsgruppen (Ingenieurwissenschaften, Medizin) sowie die EBZ Business School, die Hochschule Ruhr West, das Institut für Energie- und Umwelttechnik e. V. und das Kulturwissenschaftliche Institut Essen mit je einer Arbeitsgruppe an FUTURE WATER beteiligt. Für die Koordination ist das Zentrum für Wasser- und Umweltforschung an der Universität Duisburg-Essen zuständig.
Veranstaltung zum Jahresbeginn 2015: Michael Batty als Scientist in Residence an der UDE
Die mit Unterstützung der Sparkasse Essen eingerichtete Reihe „Scientist in Residence“ ermöglicht es der Universität, weltweit renommierte Gastwissenschaftler*innen im Rahmen einer Gastprofessur einzuladen, um mit Forscher*innen und Nachwuchswissenschaftler*innen der Universität in einen intensiven Austausch zu treten. Der interessierten Öffentlichkeit wird in einem öffentlichen Vortrag wegweisende Forschung aus dem jeweiligen Fachgebiet präsentiert. Die Besetzung der Gastprofessur erfolgt im Wintersemester 2014/15 über den Profilschwerpunkt Urbane Systeme und wurde von Professor Michael Batty vom Centre for Advanced Spatial Analysis (CASA) des University College London übernommen. Der renommierte Stadtplaner und Stadtgeograph ist Träger zahlreicher Preise und Auszeichnungen, nicht zuletzt des Vautrin-Lud-Preises, des prestigeträchtigsten Forschungspreises auf dem Gebiet der Geographie (oft als „Nobelpreis für Geographie“ bezeichnet), der ihm 2013 verliehen wurde. Im Rahmen seines Festvortrags „Simulating City Systems: Developing a New Science for the Future of Cities“ am 13. Januar 2015 präsentierte Prof. Batty neueste Forschungsergebnisse zur Modellierung komplexer urbaner Systeme. Aktuelle Ansätze der urbanen Komplexitätsforschung waren auch Gegenstand des Forschungssymposiums, in dessen Rahmen Prof. Batty mit ausgewählten UDE-Wissenschaftler*innen und eingeladenen Gästen ihre Methoden und Ergebnisse diskutierte. Das Spektrum reichte dabei von der regionalen Entwicklung im Ruhrgebiet über Fragen der nachhaltigen Landnutzung, der mathematischen Optimierung urbaner Versorgungsnetze, die Modellierung der Energiewende, Logistiksimulationen und Big-Data-Modellen zur Simulation urbaner Phänomene bis zu kulturwissenschaftlichen Fragen der Modellierung urbaner Komplexität.