Biomedizinische Wissenschaften
Fortentwicklung des ZMB als interdisziplinäre Forschungseinrichtung
Impulse zur zielgerichteten Weiterentwicklung des ZMB als interdisziplinäre Forschungseinrichtung wurden zuletzt auch durch ein im Jahr 2014 eingerichtetes externes wissenschaftliches Beratergremium gegeben. Mitglieder dieses ZMB Scientific Advisory Boards sind die Nobelpreisträger Prof. R. Huber (München), Prof. E. Neher (Göttingen) und Prof. K. Wüthrich (Zürich) sowie die Universitätsprofessorin Prof. F. Melchior (Zentrum für Molekulare Forschung Heidelberg, ZMBH) und der kommissarische geschäftsführende Direktor des Max Delbrück Zentrum Berlin, Prof. T. Sommer. Die Attraktivität des Forschungsstandorts wird durch die Rekrutierung von hochqualifiziertem wissenschaftlichen Personal und talentierten Studenten sowie durch die erfolgreiche Einwerbung von Verbundprojekten belegt. Ausdruck einer großen Forschungsproduktivität ist die hohe Zahl wissenschaftlicher Publikationen, die in den letzten vier Jahren konstant bei annähernd 600 Veröffentlichungen in Fachzeitschriften mit Peer Review lag. Beleg für die hohe Qualität der Forschungsveröffentlichungen: Ca. 15% der Publikationen im Jahr 2015 erschienen in internationalen Top-Journalen („Impact Faktor“ >10).
Das ZMB umfasst zurzeit 60 Forschungsgruppen der Fakultäten Biologie, Medizin und Chemie. Die Forschung ist auf drei Forschungsprogramme konzentriert:
- Onkologie
- Immunologie, Infektionskrankheiten und Transplantation
- Molekulare und chemische Zellbiologie
Die im Jahr 2011 für das ZMB eingerichteten Brückenprofessuren – jeweils zwei Professuren der Fakultäten für Biologie und Medizin – sind inzwischen besetzt. Sie erlauben nicht nur die Forschung im ZMB fachlich und interdisziplinär weiterzuentwickeln, sondern auch die Ausbildung im interdisziplinären Studiengang Medizinische Biologie zu fördern.
Eine der Brückenprofessuren nimmt Prof. Markus Kaiser als Leiter der Chemischen Biologie am ZMB wahr. Die Arbeitsgruppe forscht an niedermolekularen chemischen Verbindungen, die biologische Aktivität besitzen und neue Ansätze zur Aufklärung zellulärer Prozesse bieten. Eine zweite Brückenprofessur in der Medizinischen Fakultät wird von Prof. Matthias Gunzer wahrgenommen. Er leitet das Institut für Experimentelle Immunologie und das Imaging Center des UKE (IMCES). Diese Core Facility bietet ‚state-of-the-art‘ Ausrüstung und Expertise im Bereich Mikroskopie und Imaging und steht Kooperationspartnern in und außerhalb der Universität seit Anfang 2014 zur Verfügung.
Die Besetzung der Bückenprofessuren wurde jetzt durch die Berufung der Professoren Dominik Boos (Molekulare Genetik II, Fakultät für Biologie), und Hendrik Streeck (Medizinische Biologie; Fakultät Medizin) erfolgreich komplettiert. Prof. Boos nahm als NRW Rückkehrer vom Cancer Research UK Institut London seine Forschungstätigkeit an der UDE im Frühjahr 2014 auf. Er startete mit einem Grant des sehr angesehenen NRW Rückkehrerprogramms und wurde im Oktober 2015 zum Juniorprofessor für Molekulare Genetik II an das ZMB berufen. Im Zentrum seiner Arbeit steht die Aufklärung molekularer Mechanismen der Replikation (DNA-Verdopplung bei der Zellteilung). Er konzentriert sich dabei auf die Analyse großer Proteinkomplexe, die als molekulare Schalter diesen Prozess steuern.
Mit Prof. Streeck ist ein Experte für die Immunschwächekrankheit AIDS an die Medizinische Fakultät der UDE und das UKE gekommen. Mit internationalen Partnern arbeitet er unter anderem an der Entwicklung eines möglichen Impfstoffes gegen die bisher unheilbare Erkrankung. Nach seinem Medizinstudium an der Charité Berlin war Streeck unter anderem als Postdoc an der Harvard Medical School und am Ragon Institute of MGH, MIT und Harvard tätig, dessen Forschungsschwerpunkt die Suche nach einem HIV/AIDS Impfstoff darstellt, bevor er in diesem Jahr dem Ruf an die UDE folgte.
Zur Stärkung der Verbindung von medizinisch biologischer Grundlagenforschung und translationaler Forschung trägt darüber hinaus auch die Berufung von Prof. Jürgen C. Becker (W3) von der Universitätsklinik Graz an das UKE bei. Die Professur wird durch das Deutsche Konsortium für Translationale Onkologie finanziert. Jürgen Becker ist Leiter der Abteilung Translationale Hautkrebsforschung und ist Mitglied der Fakultäten Medizin und Biologie. Als Hautkrebsexperte konzentriert sich seine Forschung auf die Analyse der Interaktion zwischen Tumor- und gesunden Körperzellen und dem Einfluss von externen Faktoren, wie Bakterien und Viren, bei speziellen Formen von Hautkrebs, wie dem Plattenepithelkarzinom und dem Merkelzellkarzinom.
Eine gezielte strukturelle Stärkung des ZMB wurde ebenso im Feld Molekulare und Chemische Zellbiologie erreicht. Über die Neuberufungen der Professoren für Molekulare Genetik, Stefan Westermann (W3), der vom IMP Wien nach Essen gekommen ist, und Dominik Boos hinaus, stärken die Direktoren des MPI für Molekulare Physiologie Dortmund, Prof. Andrea Musacchio (Mechanistische Zellbiologie) und Prof. Stefan Raunser, ein internationaler Experte auf dem Gebiet der Kryoeletronenspektroskopie, als Honorarprofessoren Forschung und Lehre in diesem Bereich des ZMB.
Neben den Brückenprofessoren stellen die Core Facilities ein wichtiges strukturelles Element des ZMB als Forschungszentrum dar. Ergänzend zu den Imaging Zentren am Campus (Imaging Center Campus Essen, ICCE, Leitung Prof. Hemmo Meyer) und dem IMCES am Klinikum wurde im Berichtszeitraum eine hochmodern ausgestattete Analytik Core Facility Essen (ACE) unter der Leitung von Prof. Markus Kaiser und Dr. Farnusch Kaschani aufgebaut, die auf die Proteinanalytik und die Charakterisierung der Komponenten großer gereinigter Proteinkomplexe fokussiert ist. Die neuen Zentren ergänzen im Bereich der Proteinanalytik die bestehende NMR Spektroskopieeinheit in der von Prof. Peter Bayer geleiteten Abteilung Strukturelle und Medizinische Biochemie am Campus und die „Genomics Facilities“ unter anderem in dem von Dr. Lutger Klein-Hitpass geleiteten BioChip Labor und der Abteilung Genominformatik (Prof. Sven Rahmann, Institut für Humangenetik) am UKE.
Der interdisziplinäre Forschungsansatz innerhalb des ZMB wird in besonderem Maße durch gemeinsame Forschungs- und Verbundprojekte der drei beteiligten Fakultäten dokumentiert. So nahm der DFG geförderte Sonderforschungsbereich 1093, „Makromolekulare Chemie an Proteinen“ mit dem Sprecher Prof. Thomas Schrader und dem Co-Sprecher Prof. Carsten Schmuck (Fakultät für Chemie), im April 2014 seine Arbeit auf. An diesem SFB sind neben den Gruppen aus der Chemie und Medizin acht Arbeitsgruppen der Fakultät für Biologie beteiligt. Auch in dem seit 2009 bestehenden Sonderforschungsbereich SFB/TRR60, dessen 2. Förderperiode im Januar 2014 begann, sind neben der Medizin Vertreter von Biologie und Chemie beteiligt.
Weiterhin bildet sich die Vernetzung der ZMB Forschung mit Instituten in der Ruhrregion in Konsortien wie dem SFB 1093 ab. Neben Prof. Andrea Musacchio, Direktor am MPI Dortmund, vertritt Dr. Elsa Sanchez-Garcia als Nachwuchsgruppenleiterin das MPI für Kohlenforschung Mülheim im SFB 1093. Dr. Sanchez-Garcia ist theoretische Chemikerin und befasst sich mit Molekularen Wechselwirkungen in Chemischen und Biologischen Systemen. Im Sommer 2015 erhielt sie den prestigeträchtigen “PLUS3” Grant der Boehringer Ingelheim Stiftung.
Interdisziplinarität wird auch im Bereich der Lehre groß geschrieben. Der vom ZMB eingerichtete und stark nachgefragte Studiengang Medizinische Biologie wird von den Fakultäten Biologie und Medizin gemeinsam getragen. Koordiniert von der Graduiertenschule BIOME (Leitung Prof. Ulf Dittmer; Koordination Delia Cosgrove) baut die Doktorandenausbildung auf den Graduiertenkollegs RTG 1431 (Sprecher Hemmo Meyer), RTG 1739/1, (Sprecherin Vera Jendrossek), RTG 1949 (Start 2014; Sprecherin Astrid Westendorf) und dem gerade neu gestarteten RTG 2098 (Sprecher Erich Gulbins) auf und erfolgt in Schwerpunktprogrammen (Cores), die von Sprecherinnen und Sprechern aus Biologie und Medizin koordiniert werden. Die zusätzliche Vernetzung im Bereich der Graduiertenförderung mit dem MPI für Molekulare Physiologie in Dortmund wurde unlängst durch die Aufnahme von fünf ZMB-Mitgliedern in die International Max Planck Research School in Chemical and Molecular Biology (IMPRS) ausgebaut.