Gesellschaftswissenschaften

Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ)

Das Institut Arbeit und Qualifikation forscht interdisziplinär und international vergleichend – insbesondere auf den Gebieten Beschäftigung und Arbeitsmarkt, Sozialsysteme sowie Bildung und Erziehung. Kennzeichnend für das Forschungsprofil ist die Kombination grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung. Das IAQ ist in zahlreiche nationale und internationale Forschungsnetzwerke eingebunden. Aufgrund ihrer besonderen Expertise werden WissenschaftlerInnen häufig in Expertenkommissionen, wie etwa der Sachverständigenkommission zum ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, oder zu parlamentarischen Hearings, wie etwa bei der Beratung des Gesetzesvorhabens zum gesetzlichen Mindestlohn („Tarifautonomiestärkungsgesetz“) oder bei ­arbeitsmarktpolitischen Gesetzesvorhaben, eingeladen.

In mehreren Projekten wurden die Erosion des deutschen Tarifsystems und die Herausbildung eines Niedriglohnsektors in Deutschland und im internationalen Vergleich untersucht. Ein Schwerpunkt war dabei die Analyse der Wirkungen von Mindestlöhnen auf die Lohnverteilung und die Beschäftigung. Das IAQ war als einziges sozialwissenschaftliches Institut neben fünf wirtschaftswissenschaftlichen Instituten an der Evaluation der deutschen Branchenmindestlöhne durch das BMAS beteiligt. Ein zentrales Ergebnis der Forschung war, dass die Mindestlöhne in den acht untersuchten Branchen keine negativen Beschäftigungseffekte hatten. In mehreren Veröffentlichungen hat das IAQ darauf hingewiesen, dass es bei der Einführung des Mindestlohns nicht nur auf das „Ob“, sondern auch auf das „Wie“ ankommt. So müssen etwa die Unternehmen Zeit haben, sich auf die Einführung vorzubereiten. Zudem haben Mindestlöhne in einem innovativen Umfeld mit gut qualifizierten Beschäftigten positivere Wirkungen als bei Innovationsrückständen.

Seit über zehn Jahren – einem für Drittmittelforschung ungewöhnlich langen Zeitraum – ­werden im „Altersübergangs-Monitor“ die Veränderungen beim Altersübergang untersucht. Dabei werden der Anstieg der Alterserwerbsbeteiligung sowie des Renteneintrittsalters infolge der Rentenreformen in den letzten Jahren ­nachgezeichnet. Vor allem Arbeitsbelastungen, aber auch Geschlechterungleichheiten auf dem ­Arbeitsmarkt sowie Qualifikationsunterschiede prägen nach wie vor die Chancen auf einen gelingenden Altersübergang. Parallel wurde mit Unterstützung des BMAS das Bundesprogramm „Perspektive 50plus“ evaluiert, mit dem arbeitsmarktpolitisch neue Formen der Aktivierung ­älterer Langzeitarbeitsloser beschritten wurden. Die Aktivierung älterer Langzeitarbeitslosen ist danach aussichtsreich, wenn die Träger der Arbeitsmarktpolitik über Spielräume in der lokalen Umsetzung verfügen und mit qualifiziertem ­Personal auf den Einzelfall zugeschnittene Maßnahmen umsetzen können.

Durch das BMBF wurden zwei große Verbundprojekte gefördert, mit der die Forschungstradition zur innovativen Arbeitsgestaltung fortgesetzt werden konnte. Eines dieser Projekte untersuchte in enger Zusammenarbeit mit vier produzierenden Unternehmen die betriebliche Bewältigung des demografischen Wandels in kritischen Themenfeldern, wie Gesundheitsmanagement und demografiefeste Personalpolitik. Das andere Projekt zum Thema „Arbeitslebensphasensensibles ­Personalmanagement als Innovationstreiber im demographischen Wandel“ wird gemeinsam mit zwei wissenschaftlichen Partnern und mehreren Kooperationsunternehmen (unter anderem BMW Fahrzeugtechnik, SAP, Siemens, Deutsche Telekom, EADS) durchgeführt. Es zielt darauf ab, neue Konzepte des Personalmanagements über den gesamten Erwerbsverlauf für die hochbelasteten Beschäftigten in der IT-Entwicklung zu untersuchen.

Veränderungen in der Arbeitszeitgestaltung und in den Arbeitszeitwünschen der Beschäftigten war Thema mehrerer Projekte. Mit Unterstützung der Sloan Foundation wurde ein Sonderheft des „Industrial & Labor Relations Review“ zum Stand der Arbeitszeitforschung mit Beiträgen aus drei Kontinenten herausgegeben. Im Auftrag von EUROFOUND in Dublin wurden auf Basis des fünften „European Working Conditions Survey“ die unterschiedlichen Arbeitszeitarrangements in Europa in kritischen Lebensphasen, wie der Elternschaft, analysiert.

Zwei Studien befassten sich mit der Verknüpfung von akademischer und beruflicher Bildung: Zum einen wurde die Akademisierung der ErzieherInnen-Ausbildung im Spannungsfeld zwischen Professionalisierung und Praxisbezug untersucht. Zum anderen ging es um die Entwicklung dualer Studiengänge, die einen neuen intermediären Qualifikationsweg darstellen. Die vom BMBF ­unterstützte Untersuchung zeigte, dass die duale Studienform ein effektives Instrument für die beteiligten Betriebe ist, qualifizierte Schulabgänger, die in der Mehrzahl ein Studium anstreben, als Nachwuchs zu rekrutieren und damit ihren zukünftigen Fachkräftebedarf zu decken.
Die Ergebnisse der Forschungsarbeit sind auch für Praktiker und die Öffentlichkeit zugänglich. Neben Pressemitteilungen werden sie in kurzer Form im „IAQ-Report“ und im „IAQ-Standpunkt“ zusammengefasst.