Wirtschaftswissenschaften
Die Betriebswirtschaftslehre in Essen hat in der Forschung einen Fokus auf ausgewählte Branchen, dazu gehören insbesondere die Energiewirtschaft und die Gesundheitswirtschaft.
Am Lehrstuhl für BWL, insbesondere Energiewirtschaft, sind im Jahr 2009 zwei von der EU geförderte Projekte zur Integration der Windenergie in die europäischen Stromnetze und den Strommarkt abgeschlossen worden: Das Team um Prof. Christoph Weber koordinierte das Forschungsprojekt SUPWIND, in dem moderne Methoden zur Strommarktmodellierung bei verstärkter Windenergieeinspeisung weiterentwickelt wurden. Im Rahmen der European Wind Integration Study (EWIS) sind diese Modelle sodann im Verbund mit fünfzehn europäischen Übertragungsnetzbetreibern eingesetzt worden, um die Entwicklung der Strommärkte und der Windeinspeisung in den kommenden Jahren zu analysieren.
Methodisch stehen bei diesen und anderen Arbeiten zwei Grundfragen im Mittelpunkt: 1.) Wie lassen sich schwankende, nur teilweise prognostizierbare Größen wie Windeinspeisung angemessen beschreiben? 2.) Wie sehen ökonomisch optimale Entscheidungen unter Berücksichtigung von solchen Unsicherheiten sowie vielfältiger technischer Randbedingungen aus? Für die Beantwortung der ersten Fragestellung werden häufig Verfahren der ökonometrischen Zeitreihenanalyse, der finanzmathematischen Modellierung stochastischer Prozesse und der naturwissenschaftlichtechnischen Beschreibung von Unsicherheiten kombiniert. Um darauf aufbauend die zweite Fragestellung zu beantworten, werden Ansätze der stochastischen Optimierung verwendet.
So ermöglicht etwa das Modell E2M2s (European Electricity Market Model – stochastic version) die Abbildung der Wechselwirkungen zwischen Windeinspeisung, Preisbildung und Zubau konventioneller Kapazitäten im europäischen Strommarkt.
Inhaltlich haben die Untersuchungen gezeigt, dass bis zum Jahr 2015 die Integration zunehmender Strommengen aus Windenergie in den Strommarkt grundsätzlich möglich ist. Jedoch führt ein Ausbau der europäischen Stromnetze dazu, dass die Kosten für die Integration des Windstromes deutlich geringer ausfallen. Neben dem Netzausbau können auch verschiedene andere Maßnahmen zu einer verbesserten Einbindung des Windstromes führen. So wurde der Bau von zusätzlichen Speichern ebenso untersucht wie das sogenannte Freileitungsmonitoring, bei dem unter kontinuierlicher Überwachung mehr Strom durch vorhandene Leitungen transportiert wird, wenn Umgebungstemperatur und Windverhältnisse dies zulassen. Diese Maßnahmen haben jedoch keinen solch durchgreifenden Effekt wie der Netzausbau und insbesondere nach 2015 wird nur bei einem Netzausbau ein uneingeschränkter Transport des an Nord- und Ostsee erzeugten Windstroms zu den Verbrauchszentren in der Mitte und im Süden Deutschlands möglich sein.