Gesellschaftswissenschaften

Das Institut Arbeit und Qualifikation forscht interdisziplinär und international vergleichend insbesondere auf den Gebieten Beschäftigung, Sozialsysteme und Qualifikation. Kennzeichnend für das Forschungsprofil ist die Kombination von grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung. Das IAQ ist in viele internationale Forschungsnetzwerke eingebunden und führt Projekte nicht nur mit Förderung der DFG, sondern auch für internationale Geldgeber (EU, ILO, Humboldt-Stiftung, Russell Sage Foundation etc.) durch. Im Zentrum der anwendungsorientierten Forschung stehen Programmevaluationen im Bereich der Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik. Ein Höhepunkt 2010 war die Veröffentlichung eines Vergleichs der Lebenslaufpolitik in acht europäischen Ländern. In diesem EU-Projekt untersuchte Prof. Gerhard Bosch mit internationalen Partnern, ob und wie Übergänge an kritischen Stellen im Lebenslauf durch öffentliche Politik unterstützt werden. Es wurde eine Typologie von unterschiedlichen Lebenslaufpolitiken entwickelt. Deutschland sticht dabei durch die gute Förderung des Übergangs ins Erwerbsleben über sein Berufsbildungssystem hervor, bietet aber in anderen Lebensphasen, wie während der Elternschaft, nur geringe Unterstützung. Eine konsistente Lebenslaufpolitik ist nur im schwedischen Wohlfahrtstaat erkennbar.
Mehrere große Projekte zur Berufsausbildung im internationalen Vergleich und in Deutschland, die von der Humboldt- und der Krupp-Stiftung finanziert wurden, konnten 2010 abgeschlossen werden. Die duale Berufsausbildung wurde dabei als ein Geheimnis der deutschen Wettbewerbs­fähigkeit identifiziert. Ein Evaluationsprojekt der Hartz-Gesetze zeigte, dass fast 30 Prozent der arbeitslosen Migrantinnen und Migranten im SGB II über ab­geschlossene Berufsausbildungen verfügen, die aber in Deutschland nicht anerkannt werden. Die Berufsbildungspolitik ist auch Schwerpunkt mehrerer neuer Projekte. Mit dem dualen Studium hat sich eine neue Hybridform zwischen Hochschule und Berufsausbildung herausgebildet, die untersucht werden soll. Welche Rolle Beruflichkeit in innerbetrieblichen Personalprozessen, wie etwa bei Versetzungen oder Karrieren spielen, ist Thema eines anderen Projekts.
Mehrere Projekte befassen sich mit dem demographischen Wandel. Im Altersübergangsmonitor wird die Entwicklung der Erwerbstätigkeit Älterer beobachtet. Thema mehrerer betrieblicher Projekte sind die Arbeitsbelastungen in bestimmten Branchen. Dabei wurden die Ursachen des Burn-out-Syndroms zum Beispiel im Informationstechnologie-Sektor untersucht und Vorschläge zur altersgerechten Arbeitsorganisation entwickelt. Die Untersuchungen zur Niedriglohnbeschäftigung werden 2011 im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums mit der Evaluation der Mindestlöhne im Bereich der Wäschereien und der Gebäudereinigung fortgesetzt.