Empirische Bildungsforschung
Mit Unterstützung des Zentrums für empirische Bildungsforschung konnten in den letzten zwei Jahren zahlreiche Anträge aus der empirischen Bildungsforschung bei der DFG und beim BMBF eingereicht werden. Alle unterstützen Projekte wurden erfolgreich bewilligt. Bereits bestehende koordinierte Forschungsprogramme, die an der UDE lokalisiert sind, erhielten die Bewilligung, ihre Arbeiten fortzuführen und zu erweitern.
Der seit dem Jahr 2004 von der DFG geförderten Forschungsgruppe Naturwissenschaftlicher Unterricht (bekannt als nwu-essen) und dem hieran angeknüpften gleichnamigen Graduiertenkolleg wurde die 3. Förderphase und somit eine Verlängerung von zwei Jahren (2009-2011) für die Forschergruppe und drei Jahren für das Graduiertenkolleg (2009-2012) bewilligt. Die daran beteiligten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen kommen aus den Fachdidaktiken der Biologie, Physik, Chemie und des Sachunterrichts. Ergänzt wird die interdisziplinäre Arbeit der Gruppe durch die Mitarbeit der Lehr-Lernforschung und der Erziehungswissenschaft. Zusammen mit über 40 Doktorandinnen und Doktoranden und mehreren Postdoktorandinnen und -doktoranden untersuchen sie aktuelle Probleme des Naturwissenschaftsunterrichts. Mit Beginn der 3. Förderphase wurde auch die Deutschdidaktik integriert. Zusammen mit der Physikdidaktik ist ein Projekt unter dem Titel "Effekte von Kontexten in large-scale-Aufgaben zur Erfassung von Physikkompetenz" initiiert worden. Hier geht es darum, aus den Eigenschaften von Kontexten, die oftmals in Lernaufgaben und Testaufgaben berücksichtigt werden, Schwierigkeitsbestimmende Merkmale abgeleitet werden, die eine Operationalisierung von Kontexten im Rahmen von Large-Scale-Tests zur Kompetenzmessung ermöglichen.
Auch in den letzten zwei Jahren konnte nwu-essen eine Vielzahl von Schulen und deren Lehrkräfte dazu gewinnen, in den Projekten mitzuarbeiten. Nur durch die gemeinsame Kooperation von Hochschulen und Schulen kann die Grundlage des Lehrens und Lernens erforscht und nachhaltig verbessert werden.
Neben nwu-essen konnten auch die Organisatoren des DFG-Schwerpunktprogramms "Kompetenzmodelle zur Erfassung individueller Lernergebnisse und zur Bilanzierung von Bildungsprozessen" bei einer erfolgreichen Verlängerung unterstützt werden. Innerhalb des Schwerpunktprogramms sind bundesweit 23 Projekte angesiedelt. Insgesamt lassen sich die Fragestellungen in die folgenden vier aufeinander aufbauenden Leitfragen bündeln:
Wie lassen sich Kompetenzen, unter Berücksichtigung ihres Bezugs auf Anforderungen in spezifischen Situationen, angemessen modellieren?
Wie lassen sich theoretische Kompetenzmodelle in psychometrischen Modellen abbilden, um die Kompetenzkonstrukte einer differenziellen Erfassung zugänglich zu machen?
Wie lassen sich Kompetenzmodelle und darauf basierende psychometrische Modelle in konkrete empirische Messverfahren übertragen?
Welche Arten von Informationen aus Kompetenzmessungen können von Akteuren im Bildungswesen auf welche Weise genutzt werden?
An der Universität Duisburg-Essen sind die Physikdidaktik, die Chemiedidaktik und die Lehr-Lernpsychologie mit eigenen Projekten am Schwerpunktprogramm beteiligt.
Darüber hinaus wurden von Zentrumsmitgliedern vier Projekte in der BMBF-Förderlinie "Empirische Bildungsforschung" beantragt und bewilligt:
Im Projekt "Professionswissen in den Naturwissenschaften" wird daran gearbeitet, ein valides Modell für die drei Dimensionen des Professionswissens (Fachwissen, fachdidaktisches Wissen und pädagogisches Wissen) von Lehrpersonen der naturwissenschaftlichen Fächer zu entwickeln und geeignete Testinstrumente zur modellkonformen Erfassung des Professionswissens auszuarbeiten und zu evaluieren.
Das Projekt "Bildungswissenschaftliches Wissen und der Erwerb professioneller Kompetenz in der Lehramtsausbildung" wird in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und der Universität Münster bearbeitet. Hier wird das Ziel verfolgt, die Bildung von Lehrerinnen und Lehrern in Nordrhein-Westfalen, die gegenwärtig einen tief greifenden Reformprozess durchläuft, hinsichtlich der Optimierung der bildungswissenschaftlichen Studienanteile theoretisch zu ordnen und hinsichtlich ihrer Wirkungen zu untersuchen. Für dieses Projekt fand Anfang November eine Auftakttagung am Campus Essen statt, deren Rahmenorganisation beim ZeB lag.
Im Projekt "Acquisition of Numeracy and Arithmetics in Children: The Neural Basis of Individual Performance Differences and of Training Effects" geht es darum, ein Entwicklungsmodell früher mathematischer Kompetenz im Vorschul- und Grundschulalter längsschnittlich zu validieren und zusammen mit der RWTH Aachen neurologische Korrelate der Kompetenzentwicklung zu untersuchen.
Im Projekt "Entwicklung des mathematischen Kompetenzerwerbs und die Untersuchung von Einflussfaktoren" wird schließlich das Ziel verfolgt, die Entwicklung von Kindern mit unterschiedlichen mathematischen Kompetenzen zu erfassen. Dieses Projekt ist im Vorschulalter und den ersten drei Jahren der Grundschulzeit angesiedelt.
Über die Naturwissenschaftsdidaktiken und die Bildungswissenschaften hinaus war es in den letzten Jahren möglich, die Fakultät für Geisteswissenschaften mit einem DFG-Projekt aus der Katholischen Theologie ins ZeB zu integrieren: Im Projekt "Untersuchung von Varianten korrelativer Didaktik im Religionsunterricht" geht es darum, die im Religionsunterricht herzustellenden sinnstiftenden Bezüge zwischen religiösen Traditionen und lebensweltlichen Erfahrungen zu untersuchen. Obwohl dies als eine zentrale Aufgabe des Religionsunterrichts angesehen wird, gibt es für die verschiedenen im Unterricht praktizierten Möglichkeiten bisher keine empirisch belegten Befunde. Die im Zentrum aufgenommenen Projekte arbeiten mit unterschiedlichen Methoden der Datenerhebung. Neben der Videographie von Unterricht und der Befragung von Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern mit Hilfe von Fragebögen und Interviews werden auch Leistungstest eingesetzt oder Interventionen durchgeführt. In einigen Projekten wird mit außeruniversitären Institutionen (zum Beispiel Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin) und Stiftungen (zum Beispiel Schering-Stiftung in Berlin) zusammengearbeitet.
Neben der Unterstützung bei der Beantragung von Forschungsprojekten konnte das Zentrum die Graduiertenausbildung in der empirischen Bildungsforschung der Universität Duisburg-Essen unterstützen. Über die Organisation und Koordination internationaler Summer- und Winterschools (siehe hierzu Kooperationen und Internationales) hinaus arrangierte das Zentrum mehrere nationale und internationale Workshops unter der Leitung renommierter Wissenschaftler. So bot Prof. Oliver Walter einen Workshop mit dem Titel "Methodenworkshop: Skalierungsmethoden in komplexen Testdesigns" an, und Prof. Bill Boune, der einen vom Zentrum organisierten Forschungsaufenthalt an der UDE verbrachte und die Promovierenden in dieser Zeit in zahlreichen Diskussionen an seiner Expertise teilhaben ließ, bot einen Workshop mit dem Titel "How to: A Guide to Rasch Analysis" an.