Biomedizinische Wissenschaften
Die korrekte zeitliche und örtliche Expression von Genen ist notwendig für normales Wachstum und Entwicklung. Vor kurzem konnte die Arbeitsgruppe um Prof. Ann Ehrenhofer-Murray zeigen, dass zwei miteinander rivalisierende Enzyme (Histondeacetylasen) die Genexpression auf unerwartete Weise regulieren. Obwohl sie über dieselbe Enzymaktivität verfügen, ist eines der beiden Enzyme in der Lage dem anderen das Substrat wegzunehmen, so dass es die Kontrolle über die Genexpression gewinnt.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Humangenetik um Prof. Bernhard Horsthemke haben herausgefunden, dass das so genannte Retinoblastom-Gen, ein paradigmatisches Tumorsuppressor-Gen, dem genomischen Imprinting unterliegt. Die Arbeit ist auch evolutionsbiologisch von großem Interesse. Darüber hinaus werden in einem BMBF-Verbundprojekt seltene Erkrankungen untersucht, die durch einen so genannten „Imprintingfehler“ verursacht werden. Ziel der Forschung ist, die Prägefehler im menschlichen Erbgut zu entschlüsseln.
Schwerpunkt der Forschung am Institut für Physiologie unter der Leitung von Prof. Joachim Fandrey sind Untersuchungen zur Regulation des Zellstoffwechsels durch äußere Faktoren, insbesondere Auswirkungen von Sauerstoffmangel. Neueste Forschungsergebnisse zeigen die Modulation des zellulären Sauerstoffsensings bei Blutvergiftung (Sepsis) durch Stickstoffmonoxid und bakterielle Zellwandbestandteile. Methodisch konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine 3D-Darstellung von Protein-Protein-Wechselwirkung in lebenden Zellen mittels Fluorescence Energy Resonance Transfer (FRET) etablieren.
In einem BMBF-Projekt unter der Leitung von Prof. Elke Winterhager sollen mögliche Prognosemarker für die Schwangerschaftsvergiftung (Präklampsie) verifiziert werden, so dass eine frühe und zuverlässige Diagnose dieser schweren Erkrankung bei Schwangeren möglich wird.
Die Arbeitsgruppe „Molekulare Zellbiologie“ unter der Leitung von Prof. Perihan Nalbant arbeitet an der Aufklärung von molekularen Mechanismen der zellulären Migration. Die Gruppe konnte kürzlich einen wichtigen Signal-Knotenpunkt identifizieren, der die Koordination des Zytoskeletts mit Zell-Substrat-Adhäsionen reguliert und somit die Zellmigration kritisch beeinflusst.