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Schwerpunkt „Genetische Medizin“ am Universitätsklinikum

Die Krebsforschung sucht intensiv nach Progressionsmarkern, um Krebserkrankungen im Frühstadium identifizieren zu können und so die Heilungschancen der Patienten zu erhöhen. In Zusammenarbeit mit dem Essener Institut für Pathologie und Neuropathologie, der Klinik für Hämatologie, dem Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie und der Klinik für Urologie, konnte gezeigt werden, dass Träger eines bestimmten Genotyps (TT-Genotyp) des GNAS-Lokus einen signifikant besseren Verlauf bei unterschiedlichen Krebserkrankungen zeigen als Träger des CC-Genotyps (T393C-Polymorphismus). Dies betrifft den Harnblasenkrebs, den Nierenkrebs, den Dickdarmkrebs und eine Form des Blutkrebses (chronisch lymphatische Leukämie). Damit könnte ein einfacher, genereller Gentest für den Verlauf vieler Krebserkrankungen entwickelt werden.

Kinder, die nach assistierter Reproduktion, wie beispielsweise der In-vitro-Fertilisation, geboren werden, haben ein etwas erhöhtes Risiko für niedriges Geburtsgewicht, Fehlbildungen sowie bestimmte genetische Syndrome. Es ist wahrscheinlich, dass epigenetische Veränderungen hier eine Rolle spielen. Die Epigenetik beschreibt die Weitergabe von Eigenschaften, die nicht in der DNA verankert,sondern auf eine vererbbare Änderung der Genregulation und Genexpression zurückzuführen sind. Zusammen mit dem Endokrinologikum Hamburg konnten Forscher am Institut für Humangenetik kürzlich zeigen, dass die geringere Fertilität selbst mit einem erhöhten Risiko für eine falsche genomische Prägung assoziiert ist, und dass das Risiko durch die ovarielle Stimulation weiter erhöht wird. In einem neuen, von der DFG-geförderten Projekt wird untersucht, ob Kinder, die durch Spermieninjektion (ICSI) gezeugt wurden und ein niedriges Geburtsgewicht haben, eine Epimutation (fehlerhaftes Methylierungsmuster) in einem elternspezifisch geprägten Gen haben, das an der Kontrolle des fetalen Wachstums beteiligt ist. Da epigenetische Veränderungen auch eine bedeutende Ursache statt eine Folge der künstlichen Befruchtung sein könnten, untersucht man auch, ob bestimmte Sequenzvarianten von Genen, die für Schlüsselproteine epigenetischer Prozesse kodieren, häufiger in weniger fruchtbaren Individuen zu finden sind.

Gentechnisch umstrukturierte („rekombinante“) monoklonale Antikörper haben die therapeutischen Möglichkeiten zur Bekämpfung von Tumorerkrankungen im Laufe der letzten zehn Jahre entscheidend verbessert. Das Design, die Konstruktion und Produktion maßgeschneiderter rekombinanter Antikörper mit neuen Effektorfunktionen können zur Immuntherapie maligner Erkrankungen beitragen. Hierzu verändert man selektiv an Tumor-assoziierte Antigene bindende, internalisierende Antikörper und abgeleitete Antikörper-Fragmente gentechnisch derart, dass sie einerseits als Fremdeiweiße vom menschlichen Immunsystem toleriert werden und andererseits alle notwendigen Kriterien (Selektivität, ausreichende Affinität sowie biophysikalische Stabilität) für eine erfolgreiche klinische Anwendung erfüllen. Die Selektivität und Effektivität dieser Antikörper werden im Tiermodell und später in klinischen Studien auf ihre Wirksamkeit überprüft.
Dazu kommen Arbeiten an pharmakogenetischen Markern, um zukünftig mit Hilfe von Gentests die Wirksamkeit von Pharmaka beziehungsweise das Auftreten von Nebenwirkungen besser vorherzusagen.

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